Kreativraum3

Verlassen

Etwas oder jemanden verlassen. Verlassen werden.

Sich verlassen fühlen: von allen guten Geistern, vom Mut, von der Hoffnung. Worauf kann sich ein Mensch eigentlich verlassen?

VERLASSEN war das Thema des "KREATIVRAUM3. Sehen. Hören. Reden."

Es war Ende November 2019 an einem regnerischen Abend, als ein paar Menschen den Weg zu einem ganz besonderen Ort in Hannover fanden,

um sich beim Kunst-Workshop KREATIVRAUM3 auf neue Begegnungen, Entdeckungen, Erfahrungen einzulassen.

In den ROSEBUSCH VERLASSENSCHAFTEN erwartete sie ein außergewöhnliches Gesamtkunstwerk, das die meisten zum ersten Mal betraten.

 

Michaela von Pilsach ließ Melodien von Benjamin Britten auf dem Violoncello erklingen; begleitet von Musik haben die Besucher*innen ruhig und aufmerksam den Kunstraum erkundet.

Anschließend stellte Künstlerin Almut Breuste die ROSEBUSCH VERLASSENSCHAFTEN vor - ein Kunst- und Lebenswerk, das seine Gäste auf eine unvergleichliche Weise in seinen Bann zieht.

Kreativ-Workshops mit Almuth Breuste, Henning Diers, Phil Rieger und Julian Stecher boten verschiedene Möglichkeiten, kunst-volle Ausdrucksformen zu finden für die Eindrücke und Gedanken, die wachgerufen worden waren.

 

Im Workshop von Phil Rieger und Julian Stecher entstanden Texte für eine Filmsequenz.

Die anrührend persönlichen Beiträge der Workshop-Teilnehmenden wurden mit Aufnahmen aus den ROSEBUSCH VERLASSENSCHAFTEN kombiniert.

Dieses eindrückliche Zeugnis unseres KREATIVRAUM3-Abends wollen wir hier mit Euch teilen.

 

Vielleicht bekommt dieser Beitrag in der aktuellen Situation, der sogenannten Corona-Krise, eine zusätzliche Bedeutung:

 

VERLASSEN wirken derzeit viele unserer Straßen und Gebäude.

VERLASSEN fühlen sich nun manche, denen ihre täglichen Aufgaben, Routinen und Kontakte fehlen.

Die Fragen nach verlässlicher Information, verlässlicher Hilfe, verlässlichem Lebenseinkommen bleiben in diesen Tagen für viele erst einmal offen.

Die aktuelle Situation ist unvergleichbar, so etwas haben wir noch nie erlebt und müssen darum erst nach und nach herausfinden, wie wir uns den andringenden Herausforderungen stellen.

„Woran du nun dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott.“

So interpretierte Martin Luther das erste der zehn Gebote.

Die erzwungene Auszeit, in der wir uns gerade befinden, mag unter anderem eine Zeit sein, in der wir uns darauf besinnen:

Worauf verlasse ich mich?

Woran hänge ich mein Herz?

Und manch einer spürt wohl auch der Frage nach, wieviel Gottvertrauen ihn trägt oder in ihr schlummert oder ersehnt wird.

Ich wünsche uns allen in diesen Zeiten die Gewissheit, dass Nähe zwischen Mensch und Mensch so wie die Nähe zwischen Gott und Mensch keine Frage von Raum und Zeit ist.

Ich wünsche uns, dass sich keine/r von uns und von den Menschen, die uns anvertraut sind, verlassen fühlen muss.

Dr. Simone Liedtke